Der Herbst hat eine besondere Art, die Wahrheit zu zeigen. Er nimmt nichts weg, er deckt nur auf. Wenn das Licht flacher wird und die Farben sich zurückziehen, bleibt sichtbar, was sonst verborgen liegt, die Spuren des Lebens, das Vergehen, der Wandel.
Dieses Bild entstand während meiner letzten Fototour im Wald.
Ich wollte die stille Seite des Herbstes zeigen, den Moment, in dem Leben und Vergänglichkeit sich begegnen. Zwischen feuchtem Laub und dunkler Erde fand ich Formen, die wie Fragmente einer Geschichte wirkten. Es sind Spuren, die erzählen. Nicht laut, nicht grausam, sondern leise und echt.
Was einst Bewegung war, ist nun Struktur. Das, was bleibt, ist nicht Tod, sondern Übergang. Der Kreislauf der Natur zeigt sich hier ohne Schminke, ohne Symbolik. Einfach so, wie er ist. Und gerade in dieser Nüchternheit liegt eine eigentümliche Melancholie.
Ich empfinde keine Dunkelheit in solchen Motiven. Eher etwas Beruhigendes. Einen stillen Respekt vor dem, was war und vor dem, was daraus wieder entsteht. Denn nichts verschwindet wirklich. Alles geht über in etwas Neues, in anderes Leben, in Erde, in Licht.
Diese Bilder sind nicht für die, die schnelle Schönheit suchen. Sie sind für jene, die hinschauen. Für jene, die wissen, dass selbst im Vergehen eine tiefe, stille Würde liegt.
Das Video zu dieser Fotoserie findet ihr hier.


Ihr Schreiben ist so schön wie Ihre Fotografie.
Vielen Dank, das freut mich wirklich sehr. Worte und Bilder gehören für mich einfach zusammen. Schön, daß beides bei dir angekommen ist.
Liebe Grüße
Dirk
Das sind wie immer sehr treffende Worte. Kannst du etwas zu diesen Strukturen sagen? Sind das die Überreste einer Frucht?
Viele Grüße Horst
Hallo Horst! Vielen Dank! In diesem Fall handelt es sich tatsächlich nicht um Pflanzenreste, sondern um die Überreste eines Tieres. Genauer gesagt Teile eines alten Skeletts, die ich in der Natur gefunden habe. Mich hat vor allem die Struktur und das Zusammenspiel von Form, Licht und Verfall fasziniert.
Zuerst fragte ich mich, ob es sich um Rippen handeln könnte, jetzt meine ich, ein geschicktes Pflanzenmakro vor mir zu haben. Letztendlich ist alles eins und ein grossartiges, eindrucksvolles Bild davon.
Vielen Dank für deinen Kommentar. Genau dieses Spiel zwischen Wahrnehmung und Interpretation interessiert mich. Was zuerst irritiert, kann sich beim zweiten Blick in etwas Ganzes fügen. Schön, dass du dich darauf eingelassen hast.
Liebe Grüße
Dirk
Die Schönheit des Vergänglichen ist immer wieder besonders
Liebe Grüße
Nina
Vielen Dank, Nina. Ja, genau das fasziniert mich immer wieder. die stille Schönheit, die im Vergehen liegt. Es hat oft etwas Friedliches, fast Versöhnliches.
Liebe Grüße
Dirk
Schön, dass du dieses Bild aus der Serie gewählt hast für deinen Post hier. Für mich sind die anderen etwas zu viel des Todes. Nicht wegen des Todes an sich. Aber die Jagd und das Leid und die Ängste der Tiere, sind für mich sofort spürbar. Bei diesem Bild ist es anders, es zeigt mir die Vergänglichkeit schonender. Das Morbide ist für mich nicht auszugrenzen, in der Pflanzenwelt kann ich es besser ansehen. Dennoch war es spannend, dich zu begleiten! Deine Faszination fand ich köstlich! 🙂 Frühstück hätte ich wahrscheinlich dann nicht mehr gebraucht, nach den Gerüchen etc. dort.
Interessant ist für mich immer wieder, wie du schon vorab bei deinen Bildern weißt, wie du die Lichtstimmung herauskitzeln wirst. Das möchte ich mal lernen. Hinzu kommen im Post deine Worte, die auch hier wieder treffend, tiefsinnig einstimmen! Die mag ich gern unterschreiben.
Liebe Grüße aus der herbstgraubunt umgebenen Kemenate,
SyntaxiaSophie
Liebe Sophie, hab vielen Dank für deine so aufmerksamen und ehrlichen Worte. Ich verstehe gut, was du meinst. Die anderen Bilder sind tatsächlich direkter und fordern vielleicht stärker heraus. Genau deshalb habe ich dieses ausgewählt, weil es den Gedanken der Vergänglichkeit leiser trägt.
Mich fasziniert, wie nah Schönheit und Verfall oft beieinander liegen, und wie unterschiedlich wir darauf reagieren. Manchmal mit Distanz, manchmal mit stiller Neugier.
Deine Beobachtung zur Lichtstimmung freut mich sehr. Das ist für mich oft der Moment, in dem das Bild innerlich „fertig“ wird, noch bevor ich es aufnehme.
Danke, daß du dich so offen auf meine Arbeit einlässt. Deine Worte sind immer eine Bereicherung.
Herzliche Grüße aus dem Norden
Dirk
Ja, lieber Dirk. Einem solchen Bild wirklich zu begegnen ist nichts für Menschen, die immer nur das Licht im Leben sehen wollen. Aber demjenigen, dem es gelingt sich mit jeder Faser des eigenen Seins darauf einzulassen, dem eröffnet es tief im eigenen Inneren ungeahnte Perspektiven. Es ermöglicht der goldene Mitte, inmitten der Polaritäten zu begegnen. Oder anders formuliert, dem Leben selbst zu begegnen. Diesem ewigen , schöpferische Prinzip auf das wir vertrauen dürfen. Immer und zu jeder Zeit.
In diesem Sinne hab einen schönen Sonntag
Liebe Grüße
Daniela
Liebe Daniela, vielen Dank für deine Worte. Du hast das sehr treffend beschrieben. Diese Begegnung mit dem, was zwischen Licht und Dunkel liegt, ist für mich das eigentlich Wesentliche. Dort findet sich die Ruhe, in der das Leben spürbar wird, jenseits von Bewertung oder Richtung.
Ich danke dir für deine Gedanken und wünsche dir einen schönen Start in die Woche!
Liebe Grüße
Dirk
Ja, so empfinde ich das auch. Unsagbar tröstlich, wann immer wir Zugang dazu finden. Auch Dir noch einen guten Start in die Woche
Liebe Grüße
Daniela